Vordenker der Vernichtung: Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung (German Edition) by Götz Aly & Susanne Heim

Vordenker der Vernichtung: Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung (German Edition) by Götz Aly & Susanne Heim

Autor:Götz Aly & Susanne Heim [Aly, Götz]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104025728
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2015-02-16T16:00:00+00:00


»Menschenüberschuss« im Großraum

Deutscher Führungsanspruch in der »Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft«[614]

Am 22. Juni 1940 musste Frankreich das Waffenstillstandsabkommen mit Deutschland unterzeichnen, und am selben Tag beauftragte Hermann Göring das Reichswirtschaftsministerium mit den Vorbereitungen zur wirtschaftlichen Neuordnung Europas. Chef der entsprechenden Abteilung »Vorbereitung und Ordnung« wurde der Hamburger Ökonom Gustav Schlotterer. Nach den Worten Heinrich Bechtels, des Präsidenten des Vereins Deutscher Wirtschaftswissenschaftler, ging es nun darum, die Ökonomie »als militante Wissenschaft« zu formieren und noch während des Krieges »die Werkzeuge schmieden (zu) helfen, die den Vollzug der europäischen Großraumwirtschaft vorbereiten sollen«.[615] Pläne für die Neuordnung Europas entwarfen die volkswirtschaftlichen Abteilungen der großen Industriekonzerne ebenso wie die Wirtschaftsverbände und die staatlichen Planungszentren. Interessendivergenzen blieben dabei nicht aus, doch gelang es in aller Regel, diese im Zeichen der Kriegsnotwendigkeiten zu neutralisieren. Wie für die Raumordnung und Siedlungsplanung entwickelten auch hier Wissenschaftler Pläne, mit deren Hilfe sich die unterschiedlichen Interessen in ein Gesamtkonzept einbinden ließen, Prioritäten und Ziele formuliert werden konnten. Wirtschaftsgutachten über alle für die deutsche Volkswirtschaft wichtigen Länder Europas hatten Hochkonjunktur.

Der Ökonom Hermann Gross berichtete 1979: »Die Untersuchungen des MWT (Mitteleuropäischen Wirtschaftstags) – wie auch der I. G. Farbenindustrie – wurden in enger Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen deutschen und südosteuropäischen Wissenschaftlern, Instituten und Ministerien geplant und durchgeführt und waren im Allgemeinen allen Interessenten in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung zugänglich. Sie bildeten mit den letztlich auf die Praxis ausgerichteten Themenstellungen eine sehr wertvolle Ergänzung und Bereicherung der an den Hochschulen und Universitäten durchgeführten wirtschaftswissenschaftlichen Forschungen.«[616]



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